Brücke Nordenham — Kayes


Im Arbeitskreis der Lokalen Agenda 21 Nordenham: Bildung, Kultur, Eine Welt wurde die Kontaktaufnahme mit einer Stadt der so genannten „Dritten Welt” zum Aufbau einer Städtepartnerschaft vorgeschlagen.

Arbeitsgruppe
Die Arbeitsgruppe „Brücke Nordenham-Kayes”im Jahre 2003. Von links: Thomas Bartsch, Peter Dirichs, Manfred Voigt, Dr. Gernot Schenker, Elke Dabisch, Wolfgang Dabisch, Wolfgang Hungerecker,  Elvira Koch. Es fehlt: Gaby Beckers

Basierend auf früheren Hilfsmaßnahmen Nordenhams bot sich die Stadt Kayes in Mali als Partner an. Am 29. November 2001 wurde die Arbeitsgruppe „Brücke Nordenham-Kayes” gegründet. Als Vorsitzender wurde Peter Dirichs bestimmt. Voraussetzung für die Gründung der Gruppe war die Bereitschaft der Stadtverwaltung, unsere Absicht zum Aufbau einer Städtepartnerschaft  ideell zu unterstützen. In einem Antwortschreiben vom 10. Oktober 2001 auf eine Anfrage  zu einer Stellungnahme erteilt der damalige Stadtdirektor, Herr Wilfried Fugel, eine entsprechende Zusage. Auch heute noch wird die Stadtverwaltung über unsere Aktivitäten informiert.  In den ersten Jahren nahm die Leiterin des für Kultur und Bildung zuständigen Ordnungsamtes an den monatlichen Treffen der Arbeitsgruppe teil.

Da von den früheren Hilfsmaßnahmen keine Kontakte mehr nach Kayes bestanden, galt es zunächst, die Situation vor Ort zu erkunden und neue Verbindungen zu knüpfen. Zu diesem Zweck reisten Anfang März 2002 der Vorsitzende und sein Sohn nach Kayes. Abgesehen von den hochsommerlichen Temperaturen, der überall sichtbaren, erschütternden Armut und den enormen Problemen des Landes war die Aufnahme herzlich. Ein Erlebnis besonderer Art war die Eisenbahnfahrt von der Hauptstadt Bamako nach Kayes. Da man in uns potenzielle Geldgeber sah, wurde unserem Besuch große Beachtung geschenkt und Persönlichkeiten der oberen Hierarchie kümmerten sich um uns. Ohne Finanzpolster zur Realisierung der uns nahe gelegten Projekte im Rücken kamen wir uns wie Hochstapler vor. Der Besuch förderungswürdiger, sozialer Einrichtungen wie Schulen und Gesundheitszentren gaben Impulse für unsere Arbeit. Neben vielen Anregungen wurden eindrucksvolle Fotos mitgebracht, die sich in der Folgezeit bei Lichtbildervorträgen, Ausstellungen und in Druckschriften als sehr nützlich erwiesen.

Die Reiseerfahrungen bedingten den Einstieg in die Arbeit der Gruppe. Die Sammlung von Brillen, Gehhilfen und Schulmaterialien wurde umgehend in Gang gesetzt. Während Brillen und Gehhilfen für Projekte eines Hilfswerks in Bamako vorgesehen waren, wurden die Schulmaterialien zwei Schulen in Kayes zur Verfügung gestellt. Weiterhin beschlossen wir die Finanzierung eines Grundschul-Projekts.

Die gemachten Erfahrungen und die Beschäftigung mit den Problemen des Landes veranlassten uns, eine Kurskorrektur vorzunehmen. Die ursprüngtliche Projektidee einer Städtepartnerschaft mit der Stadt Kayes konnte allein aufgrund der Größe der Stadt Kayes mit ca. 100.000 Einwohnern gegenüber der Stadt Nordenham mit kaum 30.000 Einwohnern nicht aufrecht erhalten werden.  Die ländliche Umgebung der Stadt Kayes rückte in den Vordergrund unseres Interesse. Während es in den Städten eine wenn auch ungenügende soziale Versorgung gibt, sind in vielen Dörfern aufgrund einer langen Vernachlässigung durch die Zentralregierung weder Schulen noch Gesundheitszentren zu finden. Wir erfuhren bei der Besichtigung einiger überfüllter Schulen der Stadt, dass ein Teil der Schüler aus umliegenden Dörfern stammte. Das bewog uns, eine Schule in einem Dorf im Umfeld der Stadt Kayes zu finanzieren, um den Kindern Schulwege zu ersparen auch die Stadtschulen zu entlasten. 

Dorfansicht
Typische Ansicht eines malischen Dorfes

Die geplante Geld-Sammelaktion für die Schule entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte. Das Bauvorhaben einer ersten Schule, deren Finanzierung zu 75% vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) gefördert wurde, konnte bereits in den ersten Monaten des Jahres 2004 in dem Dorf Bambéla nordwestlich der Stadt Kayes umgesetzt werden. Als Partner für die Ausführung des Schulbaus fand sich die malische Nichtregierungsorganisation SOLISA, die sich der Dorfentwicklung verschrieben hat. Da wir kein anerkanntes Hilfswerk waren, mussten wir uns für die Beantragung einer finanziellen staatlichen Unterstützung eines projekterfahrenen „Huckepackträgers” bedienen. Dankenswerterweise stellt sich dafür der Förderverein für Schulpartnerschaften e.V. in Bad Zwischenahn zur Verfügung.

Inzwischen wurden bis 2012 fünf Dorfschulen und fünf Gesundheitszentren sowie viele Kleinprojekte in der näheren und auch weiteren Umgebungder der Stadt Kayes gebaut. Ein weiteres Schul- und Gesundheitszentrum-Projekt sollen 2013 fertiggestellt werden.

Darüber hinaus konnten wir den 2004 durch eine Heuschreckenplage verursachten Ernteverlust in "unseren Dörfern" durch den Getreidekauf von 30t teilweise ersetzen. Außerdem trugen wir 2012 durch Getreidekauf zur Überbrückung der Hungersnot in unseren bisher sieben Projektdörfern bei.

Vier Containersendungen mit Hilfsmaterialien für Schulen und den Gesundheitsdienst sowie zwei Fahrzeuge für die Projektarbeit unseres Partners SOLISA wurden im Laufe der Jahre von uns nach Mali geschickt.

Unsere Arbeitsgruppe hat zur Zeit acht Mitarbeiter. Wir treffen uns jeweils an jedem dritten Donnerstag im Monat (ausgenommen in den Schulferien) um 19.30 Uhr in der Gaststätte Bauernstube Bahnhofstr. 126, Nordenham. Gäste und an einer Mitarbeit Interessierte sind herzlich willkommen.