Projektdörfer


II. Projektdorf Darsalam

Darsalam, ein Dorf mit kolonialer Vergangenheit

Darsalam, ein Dorf 12 km westlich von Kayes in der Landgemeinde Samé liegt an der Fernstraße nach Dakar/Senegal und an der Südseite des Flusses Senegal. Das Dorf ist kolonialen Ursprungs und besteht seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Von der Verwaltung der damaligen Kolonie Französisch Sudan wurden zwangsverpflichtete Arbeitskräfte aus allen Teilen der Kolonie zur Anlage und dem Betrieb einer Sisalplantage hier angesiedelt.
Feuerholzlager für den Verkauf in der Stadt Kayes
Feuerholzlager für den Verkauf in der Stadt Kayes
Die Sisalproduktion wurde inzwischen aufgrund nicht mehr gegebener Rentabilität eingestellt. Die Nachkommen, deren Anbauflächen für eine ausreichende Versorgung zu klein sind, fristen ein Leben in vergleichsweise großer Armut. Als weitere Erwerbsquelle hat sich der Feuerholzverkauf in der nahen Stadt Kayes entwickelt, wozu Bäume im Sahel geschlagen werden. Da aufgrund der Dürrezeiten in den siebziger und achtziger Jahren nicht genügend Holz in der Sahelzone nachgewachsen ist, ist dieser Broterwerb sehr schädlich.


Bevölkerung und Sozialstrukturen

Die Bevölkerung von mehr als 2000 Einwohnern setzt sich aus verschiedenen Volksstämmen Westafrikas zusammen, wie: Soninke, Bambara, Wolof, Peulh, Mauren, Mossi, Bobo, Senufo, Malinke. Die Einwohnerzahl im Einzugsbereich beträgt etwa 5000. In dieser Zahl sind die umliegenden Dörfer und die während der Trockenzeit dort lagernden Nomaden berücksichtigt.

Die Dorfältesten und Gäste nach einer ersten Besprechung 2004
Die Dorfältesten und Gäste nach einer ersten Besprechung 2004

Darsalam, ein Dorf mit einer zusammengewürfelten Bevölkerung, weist verständlicherweise nicht die straffen Strukturen eines traditionellen Dorfes auf. So hat der Dorfchef mit seinen Beratern große Probleme mit seinen Untergebenen. Die bequeme Erreichbarkeit der Stadt Kayes macht sich ebenfalls negativ bemerkbar. Trotz der zu erwartenden Probleme begründetenden hier die Armut der Menschen und die bedrohte Umwelt den Einsatz von SOLISA.


1. Projekt zur Dorfentwicklung in Darsalam: Grundschule
(siehe auch: Grundschulen unter Dorfprojekte)

Bau einer dreiklassigen Grundschule · Mit staatlicher Genehmigung wurde für Darsalam und die umliegenden Dörfer im Jahre 2000 die Grundschulausbildung für Kinder begonnen. Bei unserem Besuch Im Jahre 2004 gab es inzwischen vier Grundschulklassen. Die drei dort arbeitenden Lehrer wurden von der Kommune Samé und von der Kreisverwaltung Kayes bezahlt.

Aber Darsalam hatte keine eigenen Schulräume. Deshalb nutzte das Dorf leerstehende, baufällige Gebäudeteile eines ehemaligen Blindenzentrums, das dem Verein der Sehbehinderten gehört.

Die Dorfältesten baten SOLISA um den Bau und die Einrichtung einer eigenen, dreiklassigen Schule.

Ein Klassenraum der Schule
Ein Klassenraum der Schule

Projektdurchführung · Bedingt durch die Einnahmen des Sozialen Tages der Realschule I von 9.000 Euro waren wir schon 2005 in der Lage, den Schulbau in Darsalam mit der 75%igen Beteiligung durch das BMZ zu finanzieren.

Auch dieses Projekt wurde in Huckepack-Trägerschaft des Fördervereins Aus Bad Zwischenahn vom BMZ genehmigt, und von SOLISA in Zusammenarbeit mit der Dorfbevölkerung ausgeführt.

Die Grundschule konnte Anfang April 2005 nach zweimonatiger Bautätigkeit fertiggestellt werden.

Am 9. April wurde die Schule in Anwesenheit vieler hochrangiger Kommunalpolitiker aus Kayes und Umgebung und einer dreiköpfigen Delegation aus Nordenham im Rahmen einer Feier seiner Bestimmung übergeben.

Bericht von Frau Ute Jacobs über  die Einweihung der Schule in Darsalam · Der Bau einer neuen Grundschule in Mali, an deren Finanzierung die Realschule I Nordenham maßgeblich beteiligt war, stand kurz vor der Vollendung. Herr Dirichs, Vorsitzender der „Brücke Nordenham-Kayes“, und ich als Vertretung der Realschule reisten schließlich am 30. März 2005 nach Mali, um u.a. bei der geplanten Schuleinweihung dabei zu sein. Es begleitete uns Herrn Dirichs Sohn, Martin.

Zuvor besuchten wir das Schulgelände mit der noch verschlossenen neuen Schule und dem alten Gebäudekomplex, in dem gerade Unterricht stattfand. Im Klassenraum herrscht eine erstaunlich konzentrierte Ruhe. Im Hintergrund, an der Stirnseite des Raumes, auf der Wandtafel ist gerade eine farbige Zeichnung links für die 3. Klasse zu erkennen, und rechts lesen wir einen Text in französischer Sprache, Unterrichtsstoff für die 4. Klasse. Als wir nähertreten, erhebt sich munter die Schülerschar und tönt im Chor: „Bon – jour - Ma - dame - Bon – jour – Mes – sieurs!“ – Eine willkommene Unterbrechung und interessante Überraschung signalisieren die vielen schwarzen Augenpaare.

Drei nebeneinander liegende Räume, von außen einsehbar und nur durch eine Balustrade vom Außengelände abgegrenzt, beherbergen knapp 200 Grundschüler, zwei Jahrgänge jeweils in einem relativ kleinem Raum mit abgenutzten, z. T. unbrauchbar gewordenen Bänken und Tischen. Eine Lehrerin und zwei männliche Kollegen unterrichten die 6 Jahrgänge in den 3 Räumen, jeweils in Jahrgangsblöcken sitzend.

Dringend nötig war der Bau einer neuen Schule!

Empfang durch Einwohner und eine Musikgruppe des Jägervereins
Empfang durch Einwohner und eine Musikgruppe des Jägervereins
Ute Jacobs richtet den Gruß der Realschule 1 aus
Ute Jacobs richtet den Gruß der Realschule 1 aus

Die Erwartung und Freude, nach dem feierlich-bunten Eröffnungsprogramm ein neues Gebäude nun am Tag der Einweihung, am 9. April 2005 in Augenschein nehmen zu können, war natürlich groß: Einfache elementare Ausgestaltung bestimmt das Innere der hellen, größeren Klassenräume, gezimmerte Tische, mit den Bänken fest verbunden, riechen noch neu, für wirksame Belüftung in diesem heißen Klima sorgen Fensteröffnungen auf zwei gegenüberliegenden Seiten mit metallenen und verschließbaren Fensterläden, an der Stirnseite ist eine Tafelwand angebracht ... und darüber entdeckten wir, welch` vertrauter Anblick! vergrößerte Fotografien von Nordenhams Innenstadt und das abgelichtete Modell eines malischen Dorfes, das Schüler der Realschule im Unterricht nachgebildet haben sowie andere Ergebnisse aus dem Kunstunterricht. Auch anderes Material für den Schulbedarf, in kleinen Mengen, soweit es unser Fluggepäck erlaubte, sollte eine Geste der Verbundenheit sein und wurde mit Dank und Freude angenommen! Der Schulleiter äußerte u. a. den Wunsch, mit der Realschule in Verbindung zu bleiben und überreichte für die Nordenhamer Schüler/innen eine Sammlung von Zeichnungen von Schülern/innen seiner Schule.

Aus diesen persönlichen Begegnungen hat sich inzwischen die Idee entwickelt, weitergehende Kontakte zwischen der Schule „Darsalam-Plantation“ und der Realschule I Nordenham zu entwickeln, eine „Patenschaft“ ist angedacht. Zur Zeit wird noch überlegt, welche Inhalte sinnvoll sind, welche Form eine solche Patenschaft annehmen könnte und wie der Kontakt von Schule zu Schule gefördert werden kann.

Um sich nachhaltig identifizieren zu können für Ziele im Rahmen der Entwicklungshilfe braucht es meiner Ansicht nach konkrete, überschaubare Projekte, möglichst zum „Anfassen“. Gepaart mit direkten Kontakten, Begegnungen sowie persönlicher Erfahrung können sie dann langfristig zum eigentlichen „Motor“ werden bei den Bemühungen um Motivation und Realisierung.


2. Projekt zur Dorfentwicklung in Darsalam: Gesundheitszentrum
(siehe auch: Gesundheitszentren unter Dorfprojekte)

Bau des Gesundheitszentrums (CSCom) · Das Projekt zum Bau eines CSCom in Darsalam wurde von uns aufgegriffen und mit Spenden des Sponsorenlaufes der Realschule I und öffentlichen Mitteln vom BMZ finanziert. Die Ausführung erfolgte von SOLISA in Zusammenarbeit mit der Dorfbevölkerung. Das Zentrum sowie eine Getreidebank, eine Nähwerkstatt sowie eine Getreidemühle konnten im Beisein einer vierköpfigen Delegation aus Nordenham am 16 Februar 2008 in Betrieb genommen werden. Teilnehmer der Delegation waren: Herr Uwe Haars, Herr Christoph Heilscher-Falkenburger mit seinem Sohn Julian und Peter Dirichs.

Bericht von Christoph Heilscher über die Inbetriebnahme des CSCom in Darsalam · Die Trommler schlagen ihre hypnotischen Rhythmen, als wäre es das Finale der André-Heller-Show „Afrika! Afrika!“ Dabei ist es erst der Anfang. Darsalam feiert. Die Menschen in dem 2000-Einwohner-Dorf in der Nähe der Stadt Kayes in Mali bejubeln den Bau eines Gesundheitszentrums, das mit Nordenhamer Spendengeldern errichtet worden ist.

Eine Frau nach der anderen taucht ein in den Trommelwirbel und tanzt. Die bunten Farben ihrer Kleider verwischen durch die schnellen Bewegungen. Unterdessen schüttelt Peter Dirichs, Sprecher der Gruppe Brücke Nordenham-Kayes, innerhalb weniger Minuten so viele Hände wie sonst wohl in einem Monat. Hunderte von Kindern, Frauen und Männern drängen sich um ihn, strahlen ihn an und wollen unbedingt einen Händedruck ergattern. Peter Dirichs ist mit Uwe Haars, ehemaliger Lehrer an der Realschule I, nach Darsalam gekommen, um sich zu überzeugen, dass die Spendengelder gut angelegt sind. Begleitet wurden die beiden von KZW-Redakteur Christoph Heilscher und dessen Sohn Julian Falkenburger.

Das Gesundheitszentrum verfügt über eine Geburtsstation, ein Büro, zwei Krankenzimmer, ein Behandlungszimmer, eine Apotheke und ein Haus für die angestellte Hebamme, die auch die Ausbildung für Krankenbehandlung erhalten hat. Sie arbeitet mit einem Hilfsapotheker zusammen. Gegen vergleichsweise geringes Entgelt können die Menschen in Darsalam medizinische Hilfe in Anspruch nehmen - erstmals überhaupt. Zuvor gab es in dem Dorf keinerlei medizinische Betreuung.

Darsalam ist ein Beispiel dafür, wie mit einigen zehntausend Euro viel getan werden kann für die Entwicklung eines afrikanischen Dorfes. Darsalam ist aber auch ein Beispiel dafür, was eine engagierte Schule in Deutschland zu leisten vermag: Gesundheitszentrum, Schule, Getreidespeicher, Getreidemühle, Nähwerkstatt in Darsalam - das alles ist mit Geldern finanziert worden, die die Nordenhamer Realschule I zusammengebracht hat - durch einen Sponsorenlauf und einen Arbeitstag, an dem die Schüler einige Stunden ihre Arbeitskraft gegen Bezahlung zur Verfügung stellten. 25.000 Euro sind durch die beiden Aktionen zusammengekommen. Den Bau der Schule und des Gesundheitszentrums hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit mit jeweils 75 Prozent kofinanziert.

„Keiner tut so viel für Mali wie Deutschland“, sagt Mahamadou Cissé, Deutschlehrer aus Kayes, der zur Einweihungsfeier nach Darsalam gekommen ist. Deutsche Initiativen und Geldgeber aus anderen Industrieländern haben einen Großteil der Schulen und Gesundheitszentren in Mali gebaut. Damit legen sie den Grundstein für die Entwicklung eines Landes, in dem immer noch 80 Prozent Analphabeten sind und eine medizinische Versorgung nur in Ansätzen besteht.


3. Projekt zur Dorfentwicklung in Darsalam: Nähwerkstatt
(siehe auch: Nähwerkstätten unter Dorfprojekte)

Nähmaschine mit Fußbetrieb aus China
Nähmaschine mit Fußbetrieb aus China

Gleichzeitig mit dem Gesundheitszentrum wurde auch ein von SOLISA errichtetes und mit fünf fußbetriebenen, neuen Nähmaschinen chinesischer Fabrikation ausgestattete Nähwerkstatt in Betrieb genommen. Das Zentrum konnte ebenfalls mit Spendengeldern der Realschule I bezahlt werden. Ein Ausbilder von SOLISA erteilte einen Nähkurs für einige Frauen, die ihre Fertigkeiten dann an die Frauen des Dorfes weiter vermitteln. Die Herstellung der Bekleidung ihrer Familien und der Verkauf in der nahen Stadt Kayes ist nicht nur eine Erwerbsquelle, sondern auch ein Beitrag zum Erhalt der traditionellen Kleidung.


4. Projekt zur Dorfentwicklung in Darsalam: Getreidebank
(siehe auch: Getreidebanken unter Dorfprojekte)

Wie auch in Bambéla musste im Rahmen unserer Hilfsaktion für die durch die Heuschreckenplage heimgesuchten Dörfer in Darsalam ein Getreidelager geschaffen werden. Dieses Lager sollte dann als Getreidebank weitergenutzt werden. Die Dorfbewohner waren jedoch mit der Lage des Gebäudes außerhalb des Dorfes nicht einverstanden und bauten ein Lehmgebäude als Ersatz. Lehm ist jedoch kein termitensicherer Baustoff, weshalb als weiteres Projekt 2008 ein Zement-Lagergebäude mit Spendengeldern der Realschule I errichtet werden konnte.

5. Projekt zur Dorfentwicklung in Darsalam: Getreidemühle
(siehe auch: Getreidemühlen unter Dorfprojekte)

Das von den Dorfbewohnern für die Getreidebank vorgesehene und von SOLISA verworfene Lehmgebäude wurde für die Aufstellung der Getreidemühle umfunktioniert. Die von der Realschule finanzierte, dieselmotorbetriebene Mühle aus indischer Produktion wurde ebenfalls im Februar 2008 in Betrieb genommen.